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damals

„Meine Entscheidung die Karriere als Spitzensportlerin zu beenden fühlt sich gut und richtig an. Erleichterung gemischt mit ein wenig Melancholie. Eine so weitreichende Veränderung im Leben bedeutet meistens auch einen Teil von einem selbst zurück zu lassen, ich fühle das Gegenteil. Beinahe alles was ich bin, hat mich der Sport gelehrt.“

 

Für Eva-Maria war jeder Tag und jedes Rennen eine Chance sich selbst glücklich zu machen. A-typisch. Und authentisch. Die Riesentorlauf-Weltcupsiegerin, Weltmeisterin und Österreichs Sportlerin des Jahres freute sich stets über ihren Erfolg. Raushängen ließ sie ihn nie. Weder im Team, noch sonst wo.

 

Wer helle Dinge denkt, zieht helle Dinge an. Dass Optimismus gewinnt, wissen die ganz Großen meist schon, wenn sie noch ganz klein sind. Eva-Maria wusste das mit 2 Jahren und 3 Monaten. Als ihr Bruder am Christtag 1990 zum Skitraining durfte, pochte sie auf Gleichstellung. Die ersten Materialverhandlungen führte Eva-Maria mit ihrem Papa, mit Nachdruck über zwei ganze Weihnachtsfeiertage und mit Erfolg. Denn was das Christkind offenbar am Heiligen Abend vergessen hatte, holte der Papa gleich am ersten Tag, an dem der Sportshop wieder offen hatte, nach. Er kaufte Ski. Am 27. Dezember stand Eva-Maria das erste Mal auf den Brettern, die ihr die Welt bedeuten sollten. Aus dem entzückenden blonden Skiengerl von einst entwickelte sich eine Weltklasseathletin.

 

„Ich durfte und konnte meinen Kindheitstraum leben und meine sportlichen Ziele verfolgen. Die meisten davon habe ich erreicht, manche blieben unerfüllt und wiederum andere Ziele ändern sich im Laufe einer so langen Zeit. Ich habe es geliebt diesen tollen Sport auszuüben und ihm alles von mir zu geben. Skifahren ist so vieles: Graziös wie brutal, kraftvoll wie zehrend, bezaubernd wie grausam, fordernd wie fördernd. Das erfüllende Glücksgefühl nach einem guten Lauf, die Anspannung und volle Konzentration am Start, die Herausforderung an sich, all das wird mir sicher fehlen. Diesen tollen Erfahrungen gegenüber steht hartes Training, das Zurückkämpfen nach schwerwiegenden Verletzungen, lange Reisen und ebenso viel Zeit weg von zuhause und seinen Liebsten.“

Bei den Olympischen Spielen von Vancouver 2010 wurde Eva-Maria Siebente im Riesentorlauf. Zwei Monate später: Schien- und Wadenbeinbruch. Comeback. Danach? Mehr Downs als Ups. 2013, Heim-WM in Schladming? Kein Startplatz für Eva-Maria. 2014, Olympia in Sotchi? Nicht im Aufgebot. Disziplin und Optimismus blieben. Der Charme auch. Ein Perspektivenwechsel, harte Arbeit und sich selbst Möglichkeiten zuzugestehen, dass das Leben auch außerhalb des Spitzensports voller Chancen ist, sich selbst glücklich zu machen, halfen. Es folgten mehr Ups als Downs! Team-Gold bei der Ski-WM in Vail 2015, im Jahr darauf Gewinnerin der Kristallkugel im Riesentorlauf. Geduld ist die kleine Schwester des Optimismus.

2016, wenige Tage nachdem Eva-Maria zu Österreichs Sportlerin des Jahres gewählt wurde, Unterschenkelbruch Nr. 2. Wieder links, aber diesmal drei Finger breit weiter unten. Die nächste große Prüfung und eine Herausforderung für Körper und Psyche. Verletztenstatus - Eine Zeit, die zur Reflexion zwang. Das Comeback? Ein Investment - in ihr Mindset, ihren Körper und in sich selbst. Das Ergebnis - Top10 Platzierungen im Skiweltcup und die bleibende Erkenntnis, dass alles von einem selbst für ein Ziel zu geben ohnehin die größtmögliche Leistung ist.

 

„Gesund, glücklich und zufrieden mit allem Erreichten und Erlebten war im April 2021 der richtige Zeitpunkt für mich gekommen, um diesen Lebensabschnitt, für den ich bis dato alles andere in den Hintergrund gerückt habe, abzuschließen und positiv in etwas Neues und Unbekanntes zu starten.“

 

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