eva-maria
WER HELLE DINGE DENKT, ZIEHT HELLE DINGE AN. IST DAS LEBENSMOTTO VON EVA-MARIA BREM – KEIN MODESTATEMENT. SPITZENATHLETEN NEIGEN EHER DAZU, PERFORMANCE ÜBER POSITIVISMUS ZU STELLEN. EVA-MARIA IST DA – WER SIE KENNT SAGT: ERFRISCHEND – ANDERS.
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Kampf, Konkurrenz, Härte, Stärke sind nicht die Werte, über die sie sich definieren will. Würde auch
zu ihrem natürlichen Charme, ihrer Höflichkeit, ihrer Eleganz und Eloquenz nicht passen. Sie sagt:
„Jeder Tag und jedes Rennen ist eine Chance, mich selbst glücklich zu machen.“ A-typisch. Und
authentisch. Eva-Maria Brem ist frei von Amazonengehabe und Starallüren. Erfrischend anders eben.
Die Riesentorlauf-Weltcupsiegerin 2016 freut sich über ihren Erfolg, raushängen lässt sie ihn nie.
Weder im Team, noch sonst wo.
Wer helle Dinge denkt, zieht helle Dinge an. Dass Optimismus gewinnt, wissen die ganz Großen meist
schon, wenn sie noch ganz klein sind. Eva-Maria Brem wusste das mit 2 Jahren und 3 Monaten.
Damals nämlich, am Christtag 1990, pochte sie auf Gleichstellung: Wenn ihr Bruder zum Skitraining
darf, dann sie auch. Mit gerade mal zwei Jahren!? „Jaaaa!“ Die ersten Materialverhandlungen führte
Eva-Maria mit ihrem Papa, mit Nachdruck über zwei ganze Weihnachtsfeiertage und mit Erfolg. Denn
was das Christkind offenbar am Heiligen Abend vergessen hatte – klein Evas Skier unter den Baum zu
legen – holte der Papa gleich am ersten Tag, an dem der Sportshop wieder offen hatte, nach. Zwar
reichten die kleinsten erwerblichen Skischuhe bei Eva-Maria bis unter die Kniekehle, trotzdem: Vom
Sportshop zum Babylift, am 27. Dezember stand die kleine Blonde zur Verzückung der Skitouristen
zum ersten Mal auf den Brettern (Eva: „Sie waren pink und hatten Schneemännchen drauf“), die ihr
die Welt bedeuten sollten.
Aus dem entzückenden, blonden Skiengerl von einst entwickelte sich die Weltklasseathletin von
heute. Der Charme blieb. Der Optimismus auch. Zunächst führten sie ihre Skiclubtrainer behutsam an
eine Karriere im Spitzensport heran.
Im Skigymnasium Stams maturierte sie mit Auszeichnung. 2005 debütierte sie im Weltcup, in den
drei folgenden Jahren gewann sie bei Junioren-Weltmeisterschaften insgesamt vier Bronzemedaillen.
Doch der sprichwörtliche Durchbruch passierte lange nicht - mehr Downs als Ups. Bei den
Olympischen Spielen von Vancouver 2010 wurde sie Siebente im Riesentorlauf. Experten dachten:
„Aber jetzt!“. Drei Monate später: Schien- und Wadenbeinbruch. Unspektakulär umgefallen beim
Frühjahrsskifahren mit den Eltern; die Zukunft ungewiss.
Comeback. Danach? Wieder mehr Downs als Ups. 2013, Heim-WM in Schladming? Kein Startplatz für
Eva-Maria. 2014, Olympia in Sotchi? Nicht im Aufgebot. Eine Transformation. „Wie wenn das Haus
deiner Kindheit abgerissen wird und auf dem Grundstück etwas Neues entsteht.“ Der Optimismus
blieb. Der Charme auch. Der Perspektivenwechsel („das wichtigste, wenn es nicht wirklich rund
läuft“, sagt Eva) half. Sich die Möglichkeit zuzugestehen, dass auch außerhalb des Spitzensports das
Leben voller Chancen ist, sich selbst glücklich zu machen. Wer helle Dinge denkt, zieht helle Dinge an.
Turnaround. Als alle wieder von den Spielen zurück im Weltcup waren, ging es sportlich mit Eva-
Maria Brem plötzlich bergauf. Seither: mehr Ups als Downs! Team-Gold bei der Ski-WM in Vail 2015,
im Jahr darauf Weltcupsiegerin im Riesentorlauf. In der elften Saison im Weltcup. Geduld ist die
kleine Schwester des Optimismus.
Deja Vu am 04.11.2016., 8 Tage nachdem Eva-Maria Brem zu Österreichs Sportlerin des Jahres 2016
gewählt wurde, Unterschenkelbruch #2, wieder links, aber diesmal drei Finger breit weiter unten.
Eva-Maria Brem steht vor der nächsten großen Prüfung in ihrem Leben. Eine Herausforderung für
Körper und Psyche. Fragen wie „warum ich?“ oder „warum schon wieder?“ bringen in so einer
Situation nichts. Man muss sein persönliches Momentum ändern, den Fokus auf das Wesentliche
richten, um nach so einer schweren Verletzung wieder Anschluss an die Weltspitze zu finden. Eine
Erfahrung, die Eva-Maria Brem bereits sechs Jahre zuvor machen durfte. Doch diesmal ist es anders –
eine gewisse Gelassenheit und innere Ruhe umgibt sie. Ihre Regel Nummer 1 für den Weg zurück: In
den Körper hinein fühlen und sich die Zeit zu geben, die eine solche Verletzung eben braucht.
Comeback- Saison 2017/2018: Für Eva-Maria Brem ein Investment – in ihr Mindset, ihren Körper und
sich selbst. Das Comeback, eine Zwischenetappe auf dem Weg zurück an die Weltspitze, ist
gemeistert. Nun kann es im gewohnten Rhythmus weiter in Richtung der nächsten Weltcup Saisonen
gehen, mit denen dann auch wieder eine neue Zeitrechnung beginnt. Klar ist, der Charme und die
Passion bleiben.
Im April 2021 gibt Eva-Maria ihr Karriereende bekannt: „Ich habe es geliebt diesen tollen Sport auszuüben, ihm alles von mir zu geben und das Gefühl Spitzensport in seiner Gesamtheit erfasst zu haben. Alles was man in diesem Sport als Athletin erleben kann, habe ich gefühlt und gesehen.“ Gesund, glücklich und zufrieden mit allem Erreichten und Erlebten beginnt für Eva-Maria Brem ein neuer Lebensabschnitt.
Wer helle Dinge denkt, zieht helle Dinge an. Wahnsinns Lebensmotto. Auch und
gerade für eine Weltklasseathletin.